Kandt-Horn, Susanne (1914 Eisenach - 1996 Ückeritz) „Eines Tages werden die Menschen wie Brüder leben“, Gobelin nach einem Entwurf von Susanne Kandt-Horn unter Verwendung von Wolle und Baumwolle, unten rechts gestickte Signatur (dort als „Kant-Horn“ bezeichnet) /datiert, 1983, ausgeführt vom VEB Textilmanufaktur Halle (Burg Giebichenstein) durch die Stickerinnen Margarete Baumgart und Gertrud Frießlich, Maße: 200x382 cm; Zustand: der Bildteppich wurde 2023 durch das Atelier Textilrestaurierung Neugebauer GmbH, Schloß Schönbrunn, Wien gereinigt und konserviert; im Randbereich vereinzelt leichte Verfärbungen, an den Ecken Verfärbungen durch originales, nicht farbstabiles, rückseitig aufgebrachtes Gurtband - „Die meisten in der DDR geschaffenen Gobelins sind künstlerisch absolut ernst zu nehmen, also nicht vordergründig plakativ, sondern differenziert und aufwendig komponiert und voller Symbole, sehr prächtig und üppig in der Farbigkeit.“ (Björn Rauppach in: „Gewirkte Lebensfreude – Der Gobelin in der DDR“, Kunstundwerk-Sachbuchverlag, Leipzig 2018). - Die Gesamtzahl der an der Burg Giebichenstein (Textilmanufaktur Halle) in den Jahren 1966 bis 1989 hergestellten Gobelins belief sich auf weniger als 150, wobei der angebotene zweifellos auch zu den gelungensten gezählt werden darf.- Die Geschichte des Halleschen Bildteppichs beginnt mit der Berufung Willi Sittes zum Leiter der Fachrichtung „Textilgestaltung“ am „Institut für künstlerische Werkgestaltung der Burg Giebichenstein“ im Jahr 1952. Es erfolgte eine Orientierung an den Künstlern der Moderne in Frankreich, zu deren wichtigsten Vorbildern neben Pablo Picasso, Henri Matisse, Fernand Legèr, Jean Lurcat, Jean Picart le Doux und Marc Saint-Saens gehörten, deren abstrahierende und flächige Formen den Bildteppichen eine zeitgemäße Bildsprache verliehen. - Der Entwurf für den vorliegenden Bildteppich stammt von Susanne Kandt-Horn. Von 1945 bis 1953 war sie als freischaffende Künstlerin in Eisenach tätig und gehörte zu den Mitbegründern des Deutschen Kulturbundes in Eisenach. Nach der Eheschließung mit dem Maler Manfred Kandt siedelte sie 1954 nach Ückeritz auf Usedom über. Sie pflegte freundschaftliche Beziehungen zu den Usedomer Künstlern Otto Manigk, Herbert Wegehaupt, Otto Niemeyer-Holstein, Vera Kopetz und Rosa Kühn bei Wahrung und Ausprägung ihres individuellen Malstils. In Rezeption der neoklassizistischen Phase Pablo Picassos in den frühen 1920-er Jahren und der dekorativ-flächigen Figurenausbildung Fernand Legers schuf sie voluminöse, zum Monumentalen tendierende Figuren mit starker Dekorativität, voller Erzählfreude, aber auch in strenger Monumentalität bis hin zur geometrischen Abstraktion. - Im Zentrum des Schaffens von Susanne Kandt-Horn stand vom Anfang bis zum Ende ihres Wirkens die Gestaltung des Menschenbildes, wofür sie 1979 den Nationalpreis erhielt. – In den Jahren 1972 bis 75 erfolgte eine Hinwendung zu thematischen Arbeiten, von denen stellvertretend „Charitas72“, „Die Ankläger“, „Liebespaar mit Gewehr“ und „Familie am Meer“ zu nennen sind. Diese Schaffensphase fand 1975 ihren krönenden Abschluß in dem Ölbild „Eines Tages werden die Menschen wie Brüder leben“. Mit diesem Gemälde erregte sie große Aufmerksamkeit, es wurde 1977/78 auf der VIII. Kunstausstellung der DDR gezeigt.