Rößler, Klaus (1939 Dresden – 2018 Heringsdorf) „Mietskasernen mit Fernsehturm“, Öl auf Hartfaser, unten links signiert, um 1980, Maße: 90x70 cm, Rahmen, sehr subtile, monochrome Malweise; Zugabe: "Klaus Rößler - Im Zeichen des Steinbocks, Malerei-Grafik-Objekte", Künstlermonografie, herausgegeben zum 75. Geburtstag - Klaus Rößler war einer der bedeutendsten Künstler der Usedomer Künstlergemeinschaft. Während er hier recht isoliert wirkte, war er in Berliner Künstlerkreisen gut vernetzt. Eine Wohnung im Berliner Zentrum mit Atelier ermöglichte ihm längere Arbeitsaufenthalte. - Wichtiges Werk des Künstlers, bis 2014 im Besitz des Künstlers war. Wirkungsvoll gelingt es dem Künstler, den Zeitgeist der 1980er Jahre einzufangen. Umweltverschmutzung, gesichtslose Mietskasernen, Entfremdung des Menschen von der Natur werden vom Künstler angeprangert. Hilflos wirkt das letzte Bäumchen, eingesperrt hinter Mauern. - Geboren wurde Klaus Rößler am 7.Januar 1939 in Dresden. Die unbeschwerte und glückliche Kindheit endete schlagartig im Inferno der anglo-amerikanischen Bombenangriffe auf Dresden am 13.Februar 1945. Die Schrecknisse jener Tage sollten sich für immer im Gedächtnis einbrennen. Zunächst absolviert Klaus Rößler im Nachkriegs-Dresden seine Schulzeit. Er erlebt, wie Dresden mühsam aus den Ruinen aufersteht; Kraft schöpft er aus eigenem Naturerlebnis beim Durchstreifen der reizvollen Umgebung Dresdens. Seine „Wanderjahre“ führen ihn nach Abschluß der Lehre ab 1956 quer durch Westdeutschland aber auch nach Belgien, in die Niederlande und nach Frankreich. In Bochum arbeitet er 1956/1957 „unter Tage“ im Bergwerk Bochum-Dahlhausen. Während dieser Zeit erwachte bei Klaus Rößler das schon seit der Kindheit auffällige Interesse an der Bildenden Kunst von neuem. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit besuchte er Museen und Ausstellungen. Aus dieser Zeit datieren auch erste eigene zeichnerische Versuche. Nach seiner Rückkehr nach Dresden besuchte er dann an einer Volkshochschule Zeichenkurse, bevor er ein Volontariat als Bühnenbildassistent am Dresdener Operettentheater antrat. Ab 1959 studierte er Theatermalerei an der Fachschule für Angewandte Kunst in Leipzig. Aus dieser Zeit haben sich noch einige Bühnenbildentwürfe erhalten, die neben dem Talent eine große Freude am Fabulieren erkennen lassen. Mit dem Abschluss des Fachschulstudiums erfüllte er die Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums an der Dresdener Hochschule für Bildende Künste, welches er von 1962 bis 1967 im Fach Malerei absolviert. Zu Klaus Rößlers Lehrern gehörten u.a. Gerhard Bondzin, Jutta Damme oder Paul Michaelis. Nachdem er das Studium erfolgreich mit dem Diplom in den Fächern Tafelmalerei und Trickfilm abgeschlossen hatte, verlegte Klaus Rößler seinen Lebensmittelpunkt an die Ostsee. Er folgte damit einem Wunsch des Rates des Kreises Wolgast, der seinen Intentionen aber durchaus entgegen kam. Neben der Malerei und Grafik beschäftigte sich Klaus Rößler seit Ende der 1960-er Jahre immer wieder mit der Gestaltung baugebundener Kunst. Sein erstes großes Projekt sollte auch sein bedeutendstes auf diesem Gebiet werden: 1968 wurde bei Karlshagen/Usedom ein Massengrab von 56 Opfern mit Kopfschussverletzungen entdeckt. Daraufhin wurde beschlossen, an dieser Stelle eine Mahn- und Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkrieges aus den Orten Karlshagen und Trassenheide und an das Schicksal der Kriegsgefangenen des Gefangenenlagers Trassenmoor (Außenstelle des KZ Ravensbrück) zu errichten. Klaus Rößler übernahm den Auftrag und gestaltete eine monumentale Mosaikwand, für welche ca. 65000 Mosaiksteine verwendet wurden. Weitere baugebundene Arbeiten wurden u.a. in Wismar, Greifswald, Wolgast, Ückeritz, Heringsdorf oder Koserow ausgeführt. In den Jahren ab 1968 entstanden eine Reihe wichtiger Werke auf dem Gebiet der Tafelmalerei. Sie strahlten schon in dieser relativ frühen Schaffensphase ein erstaunliches Maß an Souveränität aus. Dazu gehörten auch die 1972 auf einer Reise in die ehemalige Sowjetunion entstandenen Zeichnungen und Ölgemälde, die ihm durch Veröffentlichungen und Ausstellungen erstmals eine breite Wahrnehmung in der Öffentlichkeit verschafften. Seit 1971 lebte Klaus Rößler mit der Regisseurin Annelie Thorndike (1925 – 2012) zusammen - eine 41 Jahre lang währende Beziehung, die natürlich auch seiner künstlerischen Arbeit wichtige Impulse verlieh. Im Jahr 1976 verlegte Klaus Rößler seinen Lebensmittelpunkt nach Heringsdorf auf die Insel Usedom. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zeugen in der Folgezeit von Anerkennung der künstlerischen Arbeit. 1988 zeigt er im Rahmen einer Einzelausstellung Arbeiten im Kunstpavillon Heringsdorf, der seit 1970 als Forum zeitgenössischer Kunst der Region diente. Große Anerkennung bedeutet die Zuerkennung eines Künstlerstipendiums der Hansestadt Lübeck. - In der Nachwendezeit, die ihn weltanschaulich sehr beunruhigt, entstehen zahlreiche herausragende Arbeiten, die dieses Unwohlsein reflektieren. – Jahrzehntelang beschäftigte sich Klaus Rößler mit der Karikatur. Die ersten Veröffentlichungen in der satirischen Zeitschrift „Eulenspiegel“ – einer Institution in der damaligen DDR – lagen noch in der Zeit des Fachschulstudiums (1959-1962) und halfen, das bescheidene Stipendium aufzubessern. Die Lust an der Karikatur ließ ihn in der Folgezeit nicht mehr los. Der Umgang mit diesem Medium lag ihm offensichtlich und ermöglichte, unter ausschließlicher Verwendung der „asketischen“ Linie die spielerische Mitteilung von „…menschlich allzu Menschlichem“ aber auch: „Gemeinheiten und Perversionen als solche erkennbar zu machen, manchmal auch vermeintlich Unsichtbares sichtbar zu machen…“. (Auszug aus: Ralf Waschkau „Klaus Rößler – Im Zeichen des Steinbocks“)