Wimmer, Gustav (1877 Stettin - 1964 Kiel) "Bildnis der Mutter vor hügeliger Landschaft", Öl auf Leinwand, unten links signiert, 1910-15, Maße: 98x68 cm, WVZ-Nr. 27 (Kasdorff), Rahmen - Die wichtigste Bezugsperson in Wimmers Leben war seine Mutter, mit der er bis zu ihrem Tode 1931 zusammenlebte und welche ihm wiederholt als Modell diente. Bei dem angebotenen Gemälde handelt es sich neben einer kleinen Ölstudie um eines von zwei noch erhaltenen Bildnissen der Mutter. Aus der sogenannten „Ersten Schaffensphase“, die die Werke aus den Jahren 1910 – 1915 umfasst, sind insgesamt fünf großformatige Bildnisse der Mutter bekannt: das vorliegende "Bildnis der Mutter vor hügeliger Landschaft" (WVZ-Nr. 27 – ehemals Privatsammlung Bremen), „Im Hausgärtchen, sitzend die Mutter“ (WVZ-Nr. 37 - verschollen), „Am Waldessaum“ (WVZ-Nr. 38 - verschollen), „Bildnis der Mutter vor weiter Landschaft“ (WVZ-Nr. 46 - vernichtet), „Bildnis der Mutter im Walde“ (WVZ-Nr. 51 – ehemals Museum der Stadt Stettin, jetzt: Pommersches Landesmuseum Greifswald). Diese zeigen allesamt die bis dato erreichte Meisterschaft und gehören zu den Hauptwerken der frühen Epoche. - Aufgrund der Verbundenheit mit seiner Heimatstadt Stettin erhielt Gustav Wimmer schon zu Lebzeiten die Beinamen: „der Stettiner Maler“ oder „der Pommersche Maler“. Obwohl von seinen Eltern für die Beamtenlaufbahn bestimmt, war Gustav Wimmer mit 16 Jahren klar, dass er „Maler werden müsse“. Nach anfänglichem Unterricht bei dem Stettiner Maler Reinhold Hoberg besuchte er von 1897 bis 1901 die Berliner Akademie und war fortan als freischaffender Künstler in Stettin tätig. Sein Schaffen war von immerwährender wirtschaftlicher Not gekennzeichnet, was zum einen darauf zurückzuführen war, dass er abseits aller Kunstströmungen seiner Zeit einen Stil herausbildete, der sich technisch gesehen, an der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts und der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts orientierte. Zum anderen machte er sich das Leben durch misanthropische Einstellungen selbst schwer und verprellte potentielle Käufer oder Mäzene. Allen Widrigkeiten zum Trotz gab es jedoch immer wieder Förderer und Kunstfreunde, die das außergewöhnliche Werk des Künstlers wahrnahmen und darauf hinwiesen. Nach frühen Ausstellungen in Hamburg, Stettin und Dresden (1913-1915) stellte eine Ausstellung des Stettiner Museumsvereins anlässlich seines 60. Geburtstages zweifelsohne einen Höhepunkt der Würdigung Wimmers dar. Eine Zäsur stellte das Ende des zweiten Weltkrieges dar. Wimmer wurde ausgebombt, verlor Heimat und Existenz. Ein Großteil der bis dahin geschaffenen 125 Ölbilder wurde vernichtet oder ist seitdem verschollen. Die Flucht führte ihn über die Stationen Heringsdorf/Usedom, Leer und Logabirum/Ostfriesland schließlich 1950 nach Kiel. Hier begann die letzte Schaffensphase des Künstlers. Es entstanden nach mehrjähriger Pause, in denen aufgrund des Fehlens aller Mittel nur Blei- und Farbstiftzeichnungen entstanden, wieder erste Ölbilder. Aufgrund beengter Raumverhältnisse waren nur kleine Formate möglich. Noch zu Lebzeiten erhielt er 1962 von der Pommerschen Landsmannschaft den Kulturpreis für sein Lebenswerk. Postum ehrte die Stiftung Pommern den Künstler mit Personalausstellungen in den Jahren 1974 (Rantzaubau Kiel und in der Ostdeutschen Galerie Regensburg) und 1989 (Rantzaubau Kiel). - Lit.: Hans Kasdorff „Gustav Wimmer – Leben und Werk eines Malers aus Pommern“, Verlag Christoph von der Ropp, Hamburg 1961)